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Das Buch

Mehr als zwei Jahre begleiteten die Fotografen Rainer Diehl und Daniel Lukac den Bau der neuen Kunsthalle Mannheim. Aus Tausenden von Aufnahmen wählten sie für die Publikation jene aus, die das Konzept und den unverwechselbaren Charakter des Gebäudes am besten widerspiegeln.
Die Bilder in diesem aufwändig gestalteten Fotoband gewähren einen differenzierten Blick auf Räume und Prozesse, die der Öffentlichkeit während der Bauzeit verschlossen blieben. Zugleich bewahren sie für die Nachwelt die Erinnerung an temporäre Bauabschnitte und Momente - sei es das unverputzte, noch kahle Atrium oder die Montage des glänzenden Metallgewebes an der Außenfassade.
Das Buch ist weniger als Dokumentation konzipiert, sondern als künstlerische Annäherung und Hommage im Medium der Fotografie. Ergänzt werden die eindrucksvollen Bilder um ein paar kurze Interviews und eine Chronologie des Baus.
 

Inhalt

Kunst regt zum Nachdenken an
Dr. h.c. Hans-Werner Hector, Mäzen

Kunst, getragen von der Bürgerschaft
Verena Eisenlohr, Vorsitzende des Förderkreises für die Kunsthalle Mannheim e.V.

Architektur trifft Kunst: Wie baut man ein Kunstmuseum für die Zukunft?
Im Gespräch: Ulrike Lorenz (Direktorin) und Nikolaus Goetze (leitender Architekt des Büros gmp. Architekten von Gerkan, Marg und Partner)

Klare Raumstruktur für Kunst
Alicja Kwade, H.W. & J. Hector-Kunstpreis der Kunsthalle Mannheim 2015

Gute Architektur vereint Widersprüche
Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister von Mannheim

Ein Anziehungspunkt für die Bürgerschaft
Dr. Manfred Fuchs, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Kunsthalle Mannheim
 

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Stadt in der Stadt.
Die neue Kunsthalle Mannheim

Herausgeber: Kunsthalle Mannheim, www.kuma.art
Fotografie: Rainer Diehl & Daniel Lukac, www.h7photo.com
Gestaltung: studio vonfreyhold, www.vonfreyhold.com
Digital Artwork: Ann Christin Schuhmacher, www.push-the-button.com
Verlag: Edition Panorama, www.editionpanorama.com
Inhaltliches Konzept, Redaktion, Lektorat: Dr. Ulrike Lorenz, Tanja Binder
Format & Umfang: 25 x 35 cm, 112 S., ca. 90 Farbfotografien
Festeinband in Fadenheftung mit Halbleinen
Deutsch/Englisch
Preis: € 18,50 im Buchhandel
ISBN: 3-978-89823-565-5
 

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Die Fotografie

Die große Leidenschaft und Hingabe, mit der Rainer Diehl und Daniel Lukac den Bau der neuen Kunsthalle Mannheim fotografisch dokumentierten, macht eine Anekdote sehr gut anschaulich: Während eines Fototermins im Sommer 2016 verloren sich die beiden in der Stille auf der Baustelle. In ihre Arbeit vertieft dachten sie nicht weiter an die vergehende Zeit und waren plötzlich die einzigen Menschen im Rohbau. Besorgte Anwohner vermuteten indes Saboteure am Werk und schlugen Alarm. Sogleich rückte die Polizei mit vier Streifenwagen aus, um die vermeintlichen Einbrecher dingfest zu machen.

Diese ungeheure Faszination, die von der Architektur ausgeht und den Besucher für sich einnimmt, ist auch auf den Bildern der Fotografen spürbar. Das Duo lässt den Betrachter teilhaben an seinen Gedanken und Entdeckungen. Denn ihre Arbeit geht weit über die klassische, meist eher nüchterne Architekturdokumentation hinaus. So sind die Aufnahmen nicht etwa in chronologischer Reihenfolge abgedruckt. Stattdessen ergibt sich durch den jeweiligen Kontext und die sich daraus ergebende Bildwirkung eine spannende, unverbrauchte Dramaturgie.

Ein schönes Beispiel ist das Foto vom Richtfest. Es zeigt einen Zimmermann auf der Terrasse des Werkkubus, der mit der rechten Hand seinen Hut hochhält und dem Publikum den Richtspruch entbietet. Im gleichen Moment wird die prächtige, mit rosafarbenen und weißen Papierbändern geschmückte Richtkrone emporgezogen. Sowohl die Aufwärtsbewegung als auch die dreieckige, nach oben zulaufende Form der Krone finden auf der folgenden Doppelseite mit dem Blick ins Atrium eine architektonisch-perspektivische Entsprechung. Die Ausrichtung der Säulen im Bildvordergrund sowie der Lichteinfall ziehen den Blick des Betrachters ebenfalls in die Höhe.

Die überaus stimmige Sequenzierung macht die Lektüre zu einem Vergnügen, das den Leser anregt, lustvoll in den Seiten zu blättern und neue Bezüge zwischen den Motiven und dem Abgebildeten herzustellen. Dabei könnte jedes einzelne Foto ebenso gut für sich stehen. Virtuos vereinen Rainer Diehl und Daniel Lukac unterschiedliche Bildsprachen zu einem homogenen Ganzen.

Neben menschenleeren Architekturansichten stehen reportagehafte Aufnahmen von der Baustelle, humorvolle Details, unprätentiöse Porträts vom Team, ungewöhnliche Perspektiven und romantische Hommagen. So sind die unterschiedlichen Bauphasen im Duktus der jeweiligen Fotografie sichtbar. Nicht minder umwerfend sind schließlich Frontalansichten wie jene vom Gerüstdickicht des Atriums, auf welcher die Architektur vor lauter Gestänge nicht mehr auszumachen ist. Wann immer Rainer Diehl und Daniel Lukacs so ein starkes Motiv finden oder komponieren, wird die Fotografie selber zur Kunst.

Seit 2015 dokumentierten die Mannheimer Fotografen den Bauprozess des aktuell größten deutschen Museumsneubaus. Die kongeniale Bildbearbeitung der großformatigen Motive ist Ann Christin Schuhmacher zu verdanken. Mit der Publikation „Stadt in der Stadt. Die neue Kunsthalle Mannheim“ werden die fulminanten Bilder nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
 

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Die Buchgestaltung

Es ist wie Liebe auf den ersten Blick. Denn das Buch sieht nicht nur sehr elegant und edel aus, es fühlt sich auch gleich sehr gut an. Dank der extravaganten Gestaltungsideen von Peter von Freyhold wurde aus der dokumentarischen Publikation ein Kunstwerk in Buchform, das sowohl die architektonischen Elemente der neuen Kunsthalle referiert als auch das Prozesshafte der Bauphase.

Der hochformatige Band misst 25 x 35 cm und wird von zwei Deckeln aus rauem Graukarton zusammengehalten, die einerseits auf die Zementplatten der Fassade und den Betonboden im Inneren und andererseits auf den Rohbauzustand verweisen. Auf die Vorderseite sind in schwarzer Schrift der Titel und das Logo der Kunsthalle Mannheim geprägt. Der konzeptionelle Clou aber sind die goldfarbenen Lineaturen, die in drei Spalten die Vorder- und Rückseite strukturieren. Der Bezug zur Mesh-Fassade der Kunsthalle ist ganz klar. Doch zugleich klingt so etwas wie eine Vorfreude auf die zu erwartenden Kostbarkeiten und Schönheiten im Inneren an. Um den Gesamteindruck abzurunden, sind die beiden Deckel mit einem Leinenfälzel verbunden, das je nach Geschmack wahlweise in Blau, Gelb oder Rot erhältlich ist. Als Grundfarben in der Farbenlehre symbolisieren sie die Kunstwerke, die in der neuen Architektur ihren Platz finden.

Formal stringent und dennoch überraschend gestaltet sich auch der Innenteil. Mal sind die Fotos nahezu seitenfüllend gesetzt, mal auf farbigem Grund oder mit kurzen Texten kombiniert. Die Typografie orientiert sich mit dem überwiegenden Blocksatz an der kubischen Architektur und verweist mit den unfertig und flüchtig wirkenden Headline- und Zitatblöcken auf den Prozess des Bauens. Das Buch ist in der neuen Hausschrift der Kunsthalle, der GT Pressura gesetzt, die an Prägeschriften aus der vordigitalen Zeit erinnert. Bildtitel und Kurzinterviews wurden ergänzend mit der Typewriter-Variante der Hausschrift gestaltet, um den Reportagecharakter der Publikation zu verstärken. Insgesamt wirkt die Platzierung von Text und Bild großzügig, offen und abwechslungsreich – ein bibliophiles Kleinod.

Peter von Freyhold ist Inhaber des Designstudios vonfreyhold aus Heidelberg. Er konzipiert und gestaltet im Bereich Editorial und Corporate Design, Typographie sowie Fotografie. Seine Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet.
 

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Die Kunsthalle Mannheim

Eine Erweiterung hatte die kunstaffine Bürgerschaft bereits im Sinn, als die Kunsthalle Mannheim 1907 eröffnet wurde. Aus Anlass des 300-jährigen Stadtjubiläums beauftragte sie den Architekten Hermann Billing mit einem repräsentativen Jugendstil-Bau am Friedrichsplatz. Es sollte eine „Kunsthalle für alle“ werden; explizit nicht nur für das Bildungsbürgertum, sondern auch für die Mannheimer Arbeiterschaft.

Dank Weitsicht des Gründungsdirektors Fritz Wichert baute das Haus schnell eine Sammlung von Weltgeltung auf, an der sich die Entwicklungslinien aller wichtigen Strömungen der Moderne nachzeichnen lassen. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem Werke des französischen und deutschen Impressionismus sowie Malerei des 19. Jahrhunderts und des Expressionismus. Mit der stilbildenden Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit“ schrieb das Museum 1925 Kunstgeschichte und gab der neuen gegenständlichen Bewegung ihren Namen.

Der geplante Anbau ließ jedoch auf sich warten und konnte erst 1983 unter Federführung des Mannheimer Architekten Hans Mitzlaff realisiert werden. Doch schon kurz nach der Inbetriebnahme stellte sich heraus, dass der Bau weder den konservatorischen noch den räumlichen Ansprüchen eines modernen Ausstellungshauses genügte. Da eine Sanierung und ein Umbau zu kostenintensiv gewesen wären, wurde beschlossen, den Mitzlaff-Bau durch einen Neubau zu ersetzen.
Befördert wurde die Entscheidung durch die Zusage des Ehepaars Josephine und Hans-Werner Hector, 50 Millionen Euro für den Neubau zu spenden. Das Gesamtbudget sollte nach Fertigstellung 68,3 Millionen Euro betragen und wurde durch die Stadt Mannheim und weitere Mäzene aufgebracht.
Der Entwurf der neuen Kunsthalle stammt von dem Hamburger Büro gmp. Architekten Gerkan, Marg und Partner, das 2012 in einem internationalen Wettbewerb mit dem Konzept einer „Stadt in der Stadt“ überzeugte. Es sieht eine Nutzfläche von insgesamt gut 13.000 Quadratmetern vor, wovon 5.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind. Die Bauarbeiten, an denen etwa 100 Gewerke beteiligt waren, starteten 2015. Allein für den Rohbau wurden 13.000 Kubikmeter Beton und über 2.000 Tonnen Baustahl aufgewandt.

In seiner Rede zur Übergabe des Neubaus an die Stadt Mannheim betonte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 18. Dezember 2017 die Einzigartigkeit der Kunsthalle Mannheim. Sie zeichne sich durch ihre Sammlung, aber auch durch das andauernde bürgerschaftliche Engagement aus.

Die offizielle Eröffnung des Neubaus wurde am 1. Juni 2018 gefeiert. Zugleich startete die erste große Sonderausstellung, die sich dem Fotografen Jeff Wall widmet.
 

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Die Architektur

Allein der Standort ist in Gold nicht aufzuwiegen. Die neue Kunsthalle Mannheim liegt direkt am Friedrichsplatz. Behutsam, ja geradezu geschmeidig komplettiert der Neubau die einzigartige Jugendstilanlage rund um den Wasserturm, das zentrale Wahrzeichen Mannheims.

Einladend öffnet sich der Neubau zum Stadtraum. Wie eine Art Schaufenster für die Kunst weckt die Architektur Interesse und Neugier auf das Innere. Mit seinen rechteckigen und kubischen Formen versteht sich der Neubau als Hommage an die barocke Quadratur Mannheims. So wird das Markenzeichen der Stadt zum Signum der neuen Kunsthalle.

Im internationalen Wettbewerb zum Neubau war der siegreiche Entwurf der Architekten gmp. Gerkan, Marg und Partner der einzige, der explizit Bezug auf die Stadt Mannheim und ihren am Quadrat orientierten Grundriss einer Idealstadt der Barockzeit nahm. „Der vollendete Neubau der neuen Kunsthalle macht nun die Bezüge zur Stadt Mannheim für die Bürger sichtbar und vor allem erlebbar. Er verbindet Innen- und Außenräume, die Kunsthalle mit dem städtischen Leben und umgekehrt“, erläutert Architekt und gmp-Partner Nikolaus Goetze.

Von den angrenzenden Straßen und Plätzen bieten sich zahlreiche Einblicke in das quirlige Innenleben des Neubaus. Aber auch für die Museumsbesucher ist die Sicht auf die Stadt einzigartig, ob von der Skulpturenterrasse im ersten Obergeschoss oder einer der ebenfalls zum Friedrichsplatz hin gelegenen Galerien. Die raffinierte Platzierung der Innenräume erinnert ebenfalls an urbane Prinzipien. Denn die Architekten konzipierten das Museum als Stadt in der Stadt als Mikrostruktur in der Makrostruktur. Im übertragenen Sinn gibt es auch hier Straßen, Passagen, Brücken, Terrassen und Balkone, durch die sieben frei stehende Häuser verbunden sind.

Das bauliche Herzstück des Museums ist das Atrium. Es wird von Tageslicht durchflutet, misst imposante 700 Quadratmeter und besitzt eine Höhe von nahezu 22 Metern. Ebenfalls charakteristisch ist das bronzefarbene Edelstahl-Mesh, das vor die eigentliche Fassade aus Zementfaserplatten gehängt ist und je nach Lichteinfall anders schimmert.

Auch Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz freut sich über die Vollendung dieses sowohl kulturpolitisch als auch architektonisch wie städtebaulich herausragenden Projektes: „Mannheim hat in den letzten Jahren – wie kaum eine andere Stadt – konsequent auf Kultur als Treiber der Stadtentwicklung gesetzt. Mit der neuen Kunsthalle ist an zentraler Stelle Stadtbewahrung und Stadtentwicklung gelungen. Durch den beispielhaften Schulterschluss von privaten Stiftern und öffentlicher Förderung entsteht hier nicht einfach nur eine Museumserweiterung, sondern ein außergewöhnlicher Begegnungsort im Zeichen der Kunst“.
 

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Der Verlag

Einen besseren Verlag als die Edition Panorama hätten die beiden Fotografen für ihre Publikation nicht finden können. Seit nahezu 20 Jahren verlegen die Mannheimer hochwertige Bücher und Kalender vorwiegend aus dem Bereich Fotografie.

Darüber hinaus besitzt die Quadratestadt für die Edition Panorama eine wichtige Bedeutung. Viele Buchprojekte befassen sich mit der Entwicklung der Architektur der Stadt. Der Fotoband zur neuen Kunsthalle passt somit vorzüglich zum Verlagsprogramm.

Die Verleger Bernhard und Sebastian Wipfler unterstützten die Produktion ebenso tatkräftig wie finanziell.
 

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Danksagung

Rainer Diehl und Daniel Lukac bedanken sich von Herzen bei allen Menschen, die sie bei diesem aufregenden Projekt begleitet haben:
Bei Ann Christin Schuhmacher und Peter von Freyhold. Ohne ihr Engagement, ihre Kreativität und ihre unendliche Geduld hätte dieses Projekt nicht vollendet werden können. Ihre Arbeit war und ist unbezahlbar.
Bei der Kunsthalle Mannheim, insbesondere bei Dr. Ulrike Lorenz, Tanja Binder und Uwe Buck. Deren Weitsicht und tatkräftige Unterstützung haben das Buch erst möglich gemacht.
Bei Sebastian und Bernhard Wipfler. Für ihre Professionalität, den ideellen und finanziellen Anschub, für ihre immerwährende Verbundenheit zu unserer Stadt. So geht Mannheim.
Bei Markus Weckesser. Für die bereichernden Texte der Projektseite. Er fasst unsere Bilder in Worte.
Bei Christian Jorda und Georg Oschem von Phase One. Für das Bereitstellen des großartigen IQ3.
Und bei allen anderen, die es verdient hätten, hier namentlich genannt zu werden: DANKE.

 

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